Im Frühjahr 2021 bekam die Kreispolizeibehörde Coesfeld vom Innenministerium NRW das Angebot, die Initiative "Kurve Kriegen" im Kreisgebiet umzusetzen. "Kurve Kriegen" ist ein bundesweit einzigartiges Programm zur Verhinderung von Jugendkriminalität. Polizeibeamte und Sozialpädagogen kümmern sich gemeinsam um straffällige Kinder, Jugendliche und Familien. Ziel der Initiative ist es, die Kinder und Jugendlichen in einem Alter von 8-15 Jahren vor einem dauerhaften Abgleiten in die Kriminalität zu bewahren. Nach anfänglichen Problemen einen freien Träger der Jugendhilfe für die Umsetzung der Initiative im Kreisgebiet Coesfeld zu gewinnen, erhielt die AWO Münsterland-Recklinghausen schlussendlich den Zuschlag als Träger für die Initiative im Kreisgebiet Coesfeld. Am 01.01.2022 konnte die Kreispolizeibehörde Coesfeld mit der Initiative offiziell an den Start gehen. Aktuell blicken wir auf ein erfolgreiches 1. Jahr zurück. Kinder und Jugendliche sind bei der Polizei durch Straffälligkeit in Erscheinung getreten und sollen jetzt im Rahmen der Initiative mit Hilfe von Sozialpädagogen auf den Weg Richtung straffreies Leben geführt werden. Dabei arbeiten die Sozialpädagoginnen und die Familien sehr eng zusammen, da es wichtig ist, dass die Teilnehmenden und ihre Familien individuell und zielgerichtet Unterstützung bekommen. Es gibt keinen vorgefertigten Plan, sondern die Unterstützungsangebote werden im Einzelfall abgesprochen und erarbeitet. Sie ergänzen die Arbeit der Jugendämter. Franziska Jutzewitz, die die Familien im Projekt als Sozialpädagogin der AWO Münsterland-Recklinghausen zum 1. "Kurve kriegen"-Jahr: "Nach diesem ersten Jahr, welches geprägt war durch viele neue Kontakte, viele Erstgespräche und einigem "Aushalten müssen", von kurzzeitigen Beziehungsabbrüchen, haben unsere Teilnehmer nun die Erfahrung gemacht, dass wir auch trotz schwieriger Zeiten immer noch für sie da sind. Wir starten in das nächste "Kurve kriegen"-Jahr. Ein Jahr, in dem wir unsere Jungen und Mädchen durch Herausforderungen begleiten, weiter als Ansprechpartner Sicherheit vermitteln und durch die verlässlichen Arbeitsbeziehungen nun Persönlichkeitsänderungen anregen können. Egal, ob es das persönliche Erscheinen zur Vernehmung bei der Polizei ist oder eine Entschuldigung, die einem Mitschüler gegenüber ausgesprochen wird: Wir blicken jetzt schon auf viele kleine Fortschritte zurück und freuen uns sehr auf die, die im zweiten Jahr "Kurve kriegen" folgen werden! Innerhalb dieses ersten Jahres fand sich für jeden Teilnehmenden eine individuelle Begleitung. So wie eine Teilnehmerin sich z.B. beim Plätzchen backen besser öffnen kann, so fällt es einem anderen nach einer gemeinsamen Stunde "Auspowern" im Kletterwald leichter, seine Gefühle zu reflektieren und auch schwierige Themen anzusprechen." "Kurve kriegen" soll hierbei als "Hilfe" wahrgenommen werden.
Nach einem Jahr "Kurve Kriegen" am Standort Coesfeld kann festgehalten werden, dass die Sozialpädagoginnen und Polizistinnen als kompetentes und gut funktionierendes Team zusammenarbeiten und der Leitgedanke der "Hilfe" bei den teilnehmenden Familien gut ankommt. Neben den durchweg positiven Rückmeldungen der teilnehmenden Familien konnten Kontakte zu wichtigen Kooperationspartner (Schulen, Jugendämter, Drittanbietern) aufgebaut und intensiviert werden. "Kurve Kriegen" stieß auf großes Interesse. Rückblickend auf das erste Jahr "Kurve Kriegen" am Standort Coesfeld kann bis zum heutigen Tage festgehalten werden, dass bislang 11 Teilnehmende in der Initiative aufgenommen wurden. Die Teilnahme bei 2 Jugendlichen musste bereits auf Grund eines Wegzugs aus dem Kreis Coesfeld beendet werden. Jetzt wird der Blickpunkt des Fachkräfteteams auf die Auswahl möglicher weiterer Teilnehmenden und die Umsetzung passgenauer und individueller Maßnahmen gelegt.